Ein gemeinsamer Traum von Film

Filmstill aus "Toni Erdmann" (© Komplizen Film)

Filmakademie-Absolvent Antonin Svoboda gehört mit seinen KollegInnen von coop99 zu den erfolgreichsten ProduzentInnen und RegisseurInnen Österreichs.

1999 gründete Regisseur, Autor und Produzent Antonin Svoboda gemeinsam mit seinen StudienkollegInnen Barbara Albert, Martin Gschlacht und Jessica Hausner die coop99 Filmproduktion. Seither hat sich die Produktionsgesellschaft zu einem erfolgreichen Fixpunkt in der österreichischen Film- und Kinolandschaft entwickelt. Antonin Svoboda blickt als Produzent auf eine lange Liste erfolgreicher Filme zurück, unter anderem Hupert Saupers Oscar nominierten Film Darwin’s Nightmare oder den erst kürzlich koproduzierten Film Toni Erdmann, der unter anderem bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem renommierten KritikerInnenpreis FIPRESCI, in Folge auch mit dem Grand Prix für den besten Film des Jahres ausgezeichnet wurde und für Deutschland um den Auslands-Oscar 2017 ins Rennen geschickt wird.

Aber auch als Regisseur ist der heute 47-jährige Wiener erfolgreich (Immer nie am Meer, Der Fall Wilhelm Reich u. a.), denn ein Merkmal von coop99 ist es, dass alle GründerInnen zugleich GeschäftsführerInnen sowie auch ProduzentInnen sind. So bleibt auch Zeit für künstlerische Projekte, „denn nach den Jahren kennt man einander und weiß, wer welche Qualitäten hat“, so Antonin Svoboda. Die GründerInnen von coop99 haben schon während ihrer Zeit an der Filmakademie viel zusammen gearbeitet, sich über die Filme, die sie gesehen oder selbst gemacht haben, ausgetauscht und hatten „einen gemeinsamen Traum von Film“: „Wir haben uns nicht aus wirtschaftlichen Gründen zusammengetan, sondern aus inhaltlichen. Damals gab es keine österreichische Produktionsfirma, die die Filme, die wir machen wollten, unterstützt hätte.“

"Wir waren hungrig nach künstlerisch-intelektuellem Diskurs und erfahrungen aus der Praxis"

„Wir waren hungrig nach künstlerisch-intellektuellem Diskurs und Erfahrungen aus der Praxis“ (Foto © Eva Kees)

Unabhängigkeit und Offenheit

Heute haben sich die Produktionsbedingungen in Österreich ein wenig verbessert. „Es gab eine Aufwärtsbewegung in der Awareness, in der Geldausstattung“, so Antonin Svoboda, doch seien Förderungen und Unterstützung noch zu sehr von politischen EntscheidungsträgerInnen abhängig. Für Unabhängigkeit und Offenheit hat coop99 schon sehr früh mit internationalen PartnerInnen kooperiert. Was zu Beginn ökonomische Gründe hatte, ist nun vor allem inhaltlich bedingt: „Es geht beim Film nicht nur um Regionales, sondern darum, die Welt und die Zusammenhänge zu begreifen, sich auszutauschen und auf einem internationalen Level zu prüfen.“

Erinnerungen

Nicht alle Erinnerungen an seine Zeit an der Filmakademie sind rosig, manchmal haben mangelnde Öffnung nach außen oder ein verschultes System den jungen Kreativen zu schaffen gemacht. Was Antonin Svoboda jedoch am stärksten in Erinnerung geblieben ist, ist die Teamarbeit unter den Studierenden – aus der letztendlich auch eine fruchtbare Zusammenarbeit bei coop99 entstanden ist – und der wichtige Input einzelner Lehrender. „Birgit Flos oder Werner Herzog waren sehr wichtige Personen für uns, denn neben der ‚Gerätekunde‘ waren wir hungrig nach künstlerisch-intellektuellem Diskurs und Erfahrungen aus der Praxis.“

Liebe

Die Liebe zum Filmemachen, die wohl der Grund für seine Ausbildung an der Filmakademie gewesen ist, hat sich Antonin Svoboda bis heute erhalten. Gefragt nach der Zukunft des Kinos, äußert er die Hoffnung, dass die Qualität des Kinos noch lange geschätzt werden wird, nämlich als „Ort der Empfindung, des Wachstums und der Sehnsucht“. coop99 arbeite weiter daran „und wir unterstützen alles, was diese Form der Begegnung am Leben erhält“, sagt er. Jungen ProduzentInnen rät er nicht unbedingt dazu, eine eigene Firma zu gründen – und wenn doch, es im Team und mit einem guten Masterplan zu tun. Und allen, auch den jungen RegisseurInnen, gibt er den Tipp, der wohl der entscheidendste im künstlerischen Bereich ist: „Gehe mit Liebe und Entschlossenheit heran!“

Text: Doris Piller
Der Text ist im mdw-Magazin Dezember/Jänner 2016/2017 erschienen.