Reflektierter Realismus. Inszenierte Wirklichkeiten in den Filmen von Harun Farocki und Christian Petzold

Filmstill aus "Barbara" von Christian Petzold © Christian Schulz

Abstract Dissertationsprojekt (Kerstin Parth)

Arbeitstitel:
Reflektierter Realismus. Inszenierte Wirklichkeiten in den Filmen von Harun Farocki und Christian Petzold

Das Dissertationsprojekt widmet sich einem Realismuskonzept im zeitgenössischen Kino, das sich im Spannungsfeld zwischen einem programmatischen Gegenwartsbezug und einem ausgeprägten Bewusstsein für die filmische Form bewegt. Der Begriff „reflektierter Realismus“ wird im deutschsprachigen Kino mit Bezug auf die Filme der sogenannten Berliner Schule rund um Thomas Arslan, Christian Petzold und Angela Schanelec verwendet. Gemeint sind damit filmische Praktiken, die über die Darstellung von gesellschaftlicher Gegenwart hinausgehen und ein Nachdenken über die filmische Konstruktion einfordern. Das Dissertationsprojekt wird das Konzept des „reflektierten Realismus“ anhand ausgewählter Werke exemplarisch untersuchen und die verschiedenen Strategien der RegisseurInnen, sich filmisch mit Gesellschaft und Geschichte auseinanderzusetzen, analysieren.

Filmstill aus "Bilder der Welt und Inschrift des Krieges" von Harun Farocki

Filmstill aus „Bilder der Welt und Inschrift des Krieges“ von Harun Farocki

Besonderes Augenmerk gilt dabei der Zusammenarbeit zwischen Harun Farocki und Christian Petzold, deren Werke gleichermaßen durch eine intensive Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Film bestimmt sind. In den dokumentarischen Arbeiten Farockis ebenso wie in den fiktionalen Entwürfen Petzolds lässt sich die Absicht nachweisen, gesellschaftliche Gegenwart mit filmischen Mitteln zu untersuchen und in übergeordnete Reflexionen einzubetten. Der gemeinsame Anspruch ihrer Filme zeigt sich insbesondere an den häufigen Bezügen zur Filmgeschichte, an der Wahl filmischer Verfahren, die sich gängigen Mustern der Repräsentation entziehen und einen Nachdenkprozess in den Zuschauer_innen aktivieren, sowie an der selbstreferentiellen Bearbeitung wiederkehrender Themen und Motive.

Ausgangspunkt des Dissertationsprojekts ist die exemplarische Analyse von Filmen Farockis und Petzolds, in der inhaltliche Gemeinsamkeiten, formal-ästhetische Strategien und filmhistorische Bezugnahmen untersucht werden sollen. Darauf aufbauend sollen unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen politischen und kulturellen Kontexte ihre Zugänge zum Konzept des „reflektierten Realismus“ herausgearbeitet werden. Auf dieser Basis lassen sich schließlich zentrale Positionen, Arbeits- und Produktionsweisen benennen, die für das Verständnis eines spezifischen Ethos im Kino der Gegenwart bestimmend sind.

Kurzbiografie Kerstin Parth