Another Gaze – Weibliche Identitätssuche im Coming-of-Age Film

L'Animale (Regie: Katharina Mückstein), Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion

Abstract Dissertationsprojekt (Bianca Rauch)

Arbeitstitel: Another Gaze – Weibliche Identitätssuche im Coming-of-Age Film

Ziel dieses Dissertationsprojektes ist es filmische Darstellungen weiblichen Identitäten in Coming-of-Age Autor*innenfilmen vor dem Hintergrund von Repräsentationsweisen adoleszenter Frauen im Mainstreamkino zu analysieren.

Zunächst wird nach einer Definition des Coming-of-Age Genres gesucht, wofür u.a. auf Grundlage von Texten Timothy Sharys und Sarah Hentges US-amerikanische und europäische Filme seit den 1950er Jahren (z.B. Rebel without a Cause, I Vitelloni, The Graduate), deren adoleszente (meist männliche) Protagonist*innen die Filmgeschichte prägten, herangezogen werden. Die Eingrenzung des Genres erfolgt primär auf thematischer Ebene: als zentral wird die Identitätssuche des Protagonisten/der Protagonistin und die Auseinandersetzung mit den Normvorstellungen des jeweiligen Umfelds herausgestellt. Ab den 1990er Jahren finden sich vermehrt auch weibliche Hauptfiguren in filmischen Coming-of-Age Geschichten innerhalb und abseits des Mainstreams (vgl. Shary, 2005). Auch in Österreich entwickeln Autorinnen der Nouvelle Vague Viennoise zu dieser Zeit filmische Narrative, in denen junge Frauen mit den Erwartungen ihrer Gesellschaft und der Elterngeneration in Konflikt geraten (z.B. Flora, Nordrand, Cappy Leit). Als Nouvelle Vague Viennoise bezeichnete Christian Cargnelli 1999 in einem Falter-Artikel die lose Gruppierung von zeitnahen Absolvent*innen der Filmakademie Wien, die, neben ihren männlichen Kollegen, u.a. Barbara Albert, Jessica Hausner, Marie Kreutzer, Ruth Mader und Mirjam Unger, miteinschließt. Heute, zwei Jahrzehnte später, begegnen uns im österreichischen Kino Coming-of-Age-Narrative (z.B. L’Animale, Siebzehn, Schneemann), die oftmals stilistische Gemeinsamkeiten mit Nouvelle Vague Viennoise Erzählungenaufzuweisen, thematisch jedoch neue Schwerpunkte  (z.B. sexuelle Orientierung) zu setzen scheinen.

Dieses Dissertationsprojekt setzt sich, aufbauend auf den Gender Studies, der feministischen Filmtheorie, sowie filmhistorischer Verweise mit den filmischen Repräsentationen weiblicher Identitäten auseinander und verwendet dafür exemplarische, qualitative Filmanalysen. Es werden, anhand ausgewählter Kurz- und Langfilme aus Österreich von dominanten Coming-of-Age Erzählmustern abweichende Filmfiguren beschrieben und vor dem Hintergrund von Normvorstellungen, mit denen eine jeweiligen Generation konfrontiert wird, betrachtet. Es stellt sich auch die Frage, ob und wie die Autorinnen (post-)feministische Sichtweisen und gesellschaftskritische Ansätze durch ihre Protagonistinnen erfahrbar machen. Einen Schwerpunkt stellen Filme der Nouvelle Vague Viennoise dar, denen bisher innerhalb der Forschung, genauso wie dem Genre des Coming-of-Age an sich, nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Kurzbiografie Bianca Rauch

Bianca Jasmina Rauch studierte Theater-, Film und Medientheorie (Schwerpunkt Film) an der Universität Wien und an der Sapienza in Rom. Nach dem Masterabschluss arbeitete sie als Regieassistentin an Theatern in Österreich und Deutschland, sowie im Filmproduktions- und Festivalbereich (Kritikerin, Jurymitglied, Fotografin), wo sie, neben ihrem Doktoratsstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst – Filmakademie Wien, nach wie vor tätig ist.